Es gibt Fotografen, die sind technisch perfekt, kennen ihre Kameras bis ins letzte Detail, können stets die neueste Software oder das aktuellste Gadget bedie-
nen. Es gibt auch Fotografen, die das optimale Gespür für den richtigen Augenblick haben. Und dann gibt es Fotografen, die ein „magisches Auge“ besitzen und eine stinknormale Szenerie durch den richtigen Blickwinkel zu einem atemberaubenden Foto inszenieren. Auf Arturo Rivas trifft nicht eins zu. Es trifft alles zu. Als der Kerl vor gut zehn Jahren bei uns in der MOTORRAD-Redaktion auftauchte, mit seinen schulterlangen schwarzen Haaren, den vielen großen, aber filigranen SchwarzWeißTattoos auf Armen, Oberkörper und Beinen, und dann noch gestand, er sei wegen einer Frau nach Deutschland gereist, lag die Vorurteils-Latte hoch. Dieser Kerl, mittlerweile ist er 47, und man sieht es ihm, verdammt, noch nicht mal an, lehrte uns alle eines Besseren. Er heiratete diese Frau, bekam zwei Kinder mit ihr, die mittlerweile sechs und neun Jahre alt sind, und mauserte sich leise, still und heimlich zu einem der meistgefragten Fotografen des Unternehmens.
Im Gegensatz zu vielen anderen, die sich irgendwann im Leben mal eine Kamera gekauft haben und sich Fotograf nennen, beginnt Arturos Liebe zur Fotografie bereits im Kindesalter. Sein Vater besitzt ein riesiges Bücherregal voll mit Ausgaben von „National Geographic“. „Ich war immer wieder aufs Neue überrascht von diesen vielfältigen, groß artigen Fotos darin. Rückblickend glaube ich, dass dies der Beginn für meine Leidenschaft für Fotos war“, erinnert sich Arturo. Es folgt ein steiniger Weg zum Erfolg: Studium der Kommunikationswissenschaft, Fotografen Ausbildung, erste Jobs in der Produktfotografie in Mexiko: Essen, Mode, Bekleidung. 1999 fragt ein befreundeter Fotograf, ob Arturo einen Job für ein Offroad-Magazin übernehmen kann. Es ist nicht nur Liebe auf den ersten Klick, sondern der Wendepunkt in seinem Leben: „Ich war von der ersten Minute an fasziniert und genieße auch heute noch das Design von Motorrädern und Autos. Es ist schon verrückt, dass meine Jobs seit diesem Tag zu 99 Prozent irgendwie mit Motoren und Benzin zu tun haben. Obwohl ich nie den Motorradführerschein gemacht habe ...“
Text: Rolf Henniges
für FUEL
2020